Citizen Developer
17.01.2022
Sarah Berger

Wie können Citizen Developer bei der Digitalisierung helfen?

Die Digitalisierung geht einfach nicht schnell genug voran. Ein Grund dafür ist laut Studien die fehlende IT-Kompetenz der Mitarbeiter. Noch dazu sind IT-Fachkräfte, insbesondere Softwareentwickler*innen, momentan eine Rarität auf dem Arbeitsmarkt. Daher bleibt Firmen oft keine andere Wahl, als externe IT-Dienstleister zu beauftragen und teure Tagessätze zu zahlen. Aber ist das wirklich die einzige Alternative? In diesem Artikel erläutere ich den Begriff Citizen Developer und zeige auf, wie mithilfe von neusten Technologien die eigenen Mitarbeiter die Digitalisierung vorantreiben können.

Was ist ein Citizen Developer?

Der Begriff Citizen Developer ist nicht geläufig. Daher eine Definition, um die Grundlagen zu setzen.

Ein Citizen Developer ist eine technische affine Person, welche für den Fachbereich softwarebasierte Anwendungen entwickelt. Die Entwicklung geschieht jedoch nicht mit aufwendiger Programmierung.
Ein Citizen Developer entwickelt die Applikationen mit Low-Code-Plattformen, welche von der IT-Abteilung bereitgestellt werden.
Damit können vor allem Geschäftsprozesse oder einfache Anwendungen schnell digitalisiert oder ersetzt werden. Ein Citizen Developer kann erheblich beim IT-Fachkräftemangel helfen und teure Entwicklungen einsparen.

Die Idee hinter dem Konzept ist nicht neu. Die Schnittstelle zwischen IT und Fachbereichen wird bereits heute mit vielen Wirtschaftsinformatikern besetzt, welche sehr gut als Citizen Developer agieren können. Allerdings kann ein Citizen Developer mit Low-Code-Plattformen und neuster Technologie die Schnittstelle zur IT-Abteilung auf ein Minimum reduzieren. Warum? Weil die Person selbst in der Lage ist, die Anwendung zu entwickeln.

Was genau sind Low-Code Umgebungen?

Low-Code oder je nach Plattform auch No-Code Umgebungen sind Plattformen, welche es ermöglichen, Applikationen zu entwickeln, ohne selbst programmieren zu müssen. Solche Applikationen können Smartphone-Apps sein oder Webapplikationen. Das Konzept ist nicht neu. WordPress ist ein sehr bekanntes Beispiel für eine Low-Code Umgebung. Es ist heute überhaupt kein Problem mehr, eine eigene Website zu entwickeln, ohne eine Zeile HTML oder CSS zu schreiben. Im Bereich Business Processes sind Low-Code Anwendungen keine Seltenheit mehr. Salesforce ist ein sehr bekanntes Beispiel dafür. Daher ist die Entwicklung, dass auch Individualsoftware mit Low-Code-Plattformen entwickelt werden kann, keine Überraschung.

Low-Code-Plattformen können also helfen, Anwendungen mit geringen Programmierkenntnissen zu erstellen. Das Low steht damit keinesfalls für geringe Qualität, sondern für geringere Programmierkenntnisse. Mithilfe von grafischen Oberflächen und Editoren können die Applikationen nach dem "Lego-Prinzip" zusammen geklickt werden. Aber Achtung, die Logiken müssen selbst hinterlegt werden. Dafür ist ein grundlegendes Verständnis von IT hilfreich. Je nach Low-Code-Plattform gibt es zusätzlich viele Integrationen z.B. von anderen Systemen. Das ist beispielsweise für Zahlungstransaktionen sehr hilfreich. Bestimmte Plattformen, wie beispielsweise Bubble.io ermöglichen es auch, eigenen Programmiercode hinzuzufügen. Somit ist der Individualisierung keine Grenzen gesetzt.

Warum können Citizen Developer bei der Digitalisierung helfen?

Oftmals sind es nicht die komplexen Systeme, welche benötigt werden. Es würde schon helfen, Workflows, welche heute noch mit Excel und Mail ablaufen, zu optimieren. Ich bin sicher, dass jeder mindestens ein Anwendungsbeispiel hat, wie man mit Softwareanwendungen die aktuellen Prozesse verbessern kann. Des Weiteren sind Low-Code-Plattformen ideal, um schnelle Anwendungen zu entwickeln und Kundenexperimente zu starten. Diese sogenannten Minimum Viable Products (MVPs) können genutzt werden, um neue Produkte oder Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Die Geschwindigkeit kann deutlich gesteigert werden  

Wie sieht der Prozess heute aus? Meistens kommt eine Idee aus dem Fachbereich und wird an den IT-Bereich übergeben. Es folgen Diskussionen und Meetings über Budgets, Kapazitäten und Priorisierungen. Es wird viel geplant, geredet und wenig tatsächlich umgesetzt. Man kann sehr viel Zeit sparen, wenn die Idee, die Konzeption, also auch die Umsetzung in einer Abteilung bleiben. Vielleicht sogar bei der gleichen Person. Es ist nicht abwegig, eine Idee innerhalb von wenigen Tagen umzusetzen.

Dabei spart man sich nicht nur die Abstimmungen und unternehmenspolitischen Auseinandersetzungen. Der Wissenstransfer vom Fachbereich zum IT-Bereich entfällt ebenfalls. In der aktuellen Konstellation muss der Softwareentwickler genau verstehen können, was die Anforderungen an die Software sind. Es bedarf sowohl einen Product Owner im Fachbereich als auch einen Softwareentwickler im IT-Bereich. Jeder, der schon mal stille Post gespielt hat, weiß, welche Informationsverluste entstehen können.

Die Geschwindigkeit steigt jedoch nicht nur bei der initialen Entwicklung. Anpassungen und neue Funktionalitäten können ad hoc vom Fachbereich, genauer gesagt vom Citizen Developer durchgeführt werden. Damit bekommt die iterative Vorgehensweise bei der digitalen Produktentwicklung eine ganz neue Bedeutung.

Komplexe Themen für Softwareentwickler*innen

Die Entwicklung von Applikation mit Low-Code macht Softwareentwickler*innen nicht überflüssig. Viel mehr ist eine Arbeitserleichterung. Mit Low-Code ist es möglich, vor allem einfache Anwendungen zu entwickeln, welche meist Standardelemente beinhalten. Für viele Softwareentwickler*innen sind solche Anwendungen monotone Aufgaben ohne große Herausforderungen. Dabei ist es viel sinnvoller, dass sich Spezialisten um die komplexen Aufgaben kümmern. Aufgaben, welche außerhalb der Standardanwendungen sind und jahrelang Erfahrung benötigen.

Des Weiteren ist der schwierigste Part an der Softwareentwicklung nicht die Programmierung selbst. Viel mehr ist es die Konzeption der Anwendung und die Frage, wie eine gewünschte Funktionalität umgesetzt wird. Wenn diese ganze Vorarbeit durch Citizen Developer erfolgt, spart man sich viel Zeit und Geld bei der Softwareentwicklung. Dieser Aspekt ist noch wichtiger, je unklarer die Anforderungen an die Applikation sind. Gerade bei Entwicklung von digitalen Produkten für Endkunden sind die Anforderungen zu Beginn völlig unklar. Das ist aber völlig normal, da die Spezifikationen mit jeder Iterationsstufe genauer werden.

Besseres Verständnis von IT und Softwareentwicklung

Viele Projekte scheitern nicht an der Technik. Es ist viel mehr die Kommunikation zwischen einzelnen Schnittstellen, welche ein Projekt zum Scheitern bringt. Oftmals sprechen die unterschiedlichen Abteilungen verschiedene Sprachen. Daraus resultieren Erwartungen, welche oft weit voneinander entfernt sind. Das sorgt für viel Frust, verbrennt Geld und kostbare Zeit.

Ich erlebe oft, dass in Fachbereichen nicht genug Verständnis von IT und Softwareentwicklung ist. Es werden Menschen von einem Tag auf den anderen beauftragt, Product Owner zu sein, ohne dass sie wissen, wie Softwareentwicklung eigentlich funktioniert. Dieses Verständnis steigt mit eigenen Erfahrungen. Es ist eine massive Lernkurve für die Beteiligten, wenn diese sich mit den Grundkonzepten von Softwareentwicklung beschäftigen müssen. Selbst mit Low-Code muss man sich Gedanken über die Datenaufbereitung, Visualisierung oder Inputvalidierung machen. Damit schaffe ich ein Verständnis in den Fachbereichen, welches ich für zukünftige Projekte sehr gut nutzen kann.

Wie komme ich ins Handeln?

Als Erstes benötigst du ein passendes Projekt. Ich empfehle eine möglichst simple Anwendung mit wenig Schnittstellen zu anderen Systemen. Zusätzlich solltest du darauf achten, keine besonders vertraulichen oder besonders schützenswerte Daten zu verwenden. Es gibt hier auch Möglichkeiten diese datenschutzkonform, zu verarbeiten. Allerdings benötigt dies mehr Zeit und Aufwand.

Wenn du eine grobe Idee hast, wie die Applikation aussehen und was sie können soll, entscheidest du für eine geeignete Low-Code-Plattform. Es gibt sehr viele auf dem Markt. Das zeigt noch mal mehr, wie wichtig das Thema ist. SAP hat vor kurzer Zeit die Plattform Appgyver gekauft. Siemens hat eine Plattform namens Mendix. Google und Amazon haben ebenfalls Low-Code-Plattformen. Wir selbst sind von Bubble.io total begeistert. Die Anbieterwahl ist davon abhängig, für welches Endgerät (Desktop, App) deine Anwendung hauptsächlich gedacht ist. Zusätzlich ist auch die Frage, welche Schnittstellen du in Zukunft zu anderen Systemen benötigst. Viele Plattformen haben aber sehr ähnliche Funktionalitäten, sodass du mit den bekanntesten keine schlechte Wahl triffst.

Anschließend geht es ans Ausprobieren. Für viele Plattformen gibt es sehr viele Tutorials und Onlinekurse. Je nach Plattform bekommst du bereits eine komplette Infrastruktur (Datenbanken, Deploymentprozesse) und kannst direkt loslegen.

Kann die Biberei mir dabei helfen?

Klares Ja! Wir glauben fest daran, dass Low-Code-Plattformen eine massive Beschleunigung der Digitalisierung sind. In der Vergangenheit haben wir eigene Applikationen basierend auf Low-Code für Start-ups, aber auch für mittelständische Unternehmen entwickelt. Wir können bei der Beratung unterstützen als auch die Implementierung übernehmen.

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